Sonntag, 30. September 2012

USA Ostküste 2012 30.09. - Tag 21


Ja sind wir hier im Hilton, oder in einer Jugendherberge? Was für eine Nacht: im Zimmer gegenüber machten ein paar ganz lustige Leute die halbe Nacht Party. Türen schlagen, lautes Grölen, Gekicher und Geschreie, es war kaum auszuhalten. Auch dass der Chauffeur zwei Mal bei der Rezeption angerufen und sich beschwert hat, konnte dem Treiben kein Ende setzen. Bis nach vier Uhr morgens hielten die Pappnasen durch, dann war endlich Ruhe. Aber mit unserer nächtlichen Erholung war natürlich nichts. Der Chauffeur hat sich dann am Morgen bei einem der Manager beschwert. Dem tat es leid, dass wir nicht hatten schlafen können und machte es damit gut, dass uns das Haus die letzten beiden Tage zum Frühstück einlud. So waren wir wieder versöhnt. In diesem Jahr ist aber auch alles dabei.

Es war der letzte Obsttag, der letzte im Big Apple, der letzte in New York. Meine Leute wollten die High Line erobern, eine Strecke für Fussgänger, die auf der Trasse einer aufgegebenen Hochbahn verläuft. Die Hochbahn wurde früher für Güterverkehr genutzt und liegt auf der Westseite Manhattans, an der 10. Avenue. Es gibt verschiedene Auf- und Abgänge, um auf die Strecke zu kommen. Sie beginnt an der 14.Strasse und endet an der 30. Strasse. Oder umgekehrt, je nachdem wo man gerade herkommt.

Wir wollten am Nordende einsteigen und fuhren deshalb mit der Path zur Penn Station in Manhattan. Die liegt an der 33. Strasse, da war es nicht mehr so weit.

Doch als wir aus dem Bahnhof rauskamen, hatte das Liebchen vom Chauffeur die tolle Idee, man könnte sich auch mal das ziemlich neue Gebäude der Hearst Co. angucken. Darüber hatte sie mal eine Reportage gesehen. Der Turm ist nicht besonders hoch, hat aber eine spektakuläre Fassade und steht auf dem Basisbau des Gebäudes, das früher dort stand. Das Building, wie man hier sagt, liegt an der 8 Ave./ 57 St. , fast am Südende des Central Parks, das war ja nicht so weit. Wenn man bedenkt, dass ein Block in Manhattan ungefähr fast ganz genau beinahe 100 m lang ist, hatten wir ein ganz schönes Stück zu laufen. Auf unserem Weg kamen wir am Postgebäude vorbei. Das sieht fast aus wie ein Schloss und ist riesengross. Muss es ja auch, wir sind schliesslich in Amerika. Da ist alles grösser!

Ein kleines Stückchen weiter waren wieder meine Freunde von der Feuerwehr. Die finde ich ja ganz toll. Wir haben uns kurz unterhalten und ein Foto gemacht, dann musste ich schon wieder weiter.

Auf der rechten Strassenseite war ein Schuhgeschäft, die hatten aber auch Unterwäsche und anderes Zeug. Da war so ein Schuh, da dachte ich „da kann man doch gar nicht drauf laufen.“

Der Chauffeur meinte, das wären Schuhe für Prostituierte. Da war ich ganz schön froh, dass die nicht für Nutten waren. Und dann waren wir da, am Hearst Building. Ausser der aussergewöhnlichen Fassadenform, ist das ganze Gebäude unter Umweltschutzgesichtspunkten und Energieeffizienz geplant und gebaut worden. Dafür hat es auch Preise erhalten.

Als wir gerade fertig waren mit gucken und weiter wollten, fing es an zu regnen. Es waren 40% Regenwahrscheinlichkeit gemeldet, und die schlugen jetzt zu. Das war aber gar nicht so schlimm, denn wir hatten uns bei Hearst’s gut untergestellt. Nach dem Schauer kam die Sonne wieder heraus und wir machten uns auf den Weg. Über Hell’s Kitchen gingen wir die 10. Ave nach Süden. Es ist ein tolles Viertel, mit vielen kleinen Kneipen und Restaurants.

An der 30 St. trafen wir dann tatsächlich auf die High Line.  Mit dem Fahrstuhl fuhren wir hoch, der wer mit gelber Folie ausgekleidet. Das sah vielleicht komisch aus, als wir nach draussen guckten.

Und dann waren wir endlich angekommen. Eine tolle Strecke, die voller Touristen war. Es ist eine echte Sehenswürdigkeit geworden. Überall stehen Bänke und Liegen, damit man sich ausruhen kann, wenn man schon lange unterwegs ist, so wie wir. Der Hansi fand das auch toll, da haben wir erst einmal Probesitzen gemacht.

Das Wetter wollte jetzt die 40% voll machen und schickte noch ein paar Tropfen runter. Das konnte uns nicht erschrecken und das Wetter gab schnell wieder auf. Die High Line ist fast 1,6 km lang. Das hört sich erst einmal gar nicht so weit an, aber es gibt immer etwas zu sehen und zu entdecken, da ist man nicht mal so eben drüber gehuscht.

Als wir nach rechts guckten, konnten wir das Kreuzfahrschiff „Norwegian Gem“  sehen, das fuhr gerade aus dem Hafen aus. Für uns war das ein nettes Wiedersehen. Das Schiff hatten wir schon einmal in Papenburg auf der Meyer Werft gesehen, als es noch gebaut wurde.

Kurz darauf trafen wir zwei Affen, mit denen wollten wir Skat spielen, aber das Spiel kennen die hier überhaupt nicht.

Kurz vor dem Ende der Strecke gibt es eine Brücke, die über die 10 Ave. führt. Die gehört auch zur High Line und man hat einen tollen Blick über die Strasse. Dem Hansi war das erst nicht ganz geheuer, da habe ich ihn in den Arm genommen, und er fühlte sich gleich besser. Ich muss auf den Kleinen ja noch aufpassen.

Und dann war die High Line plötzlich schon zu ende. Die Freiheitsstatue konnten wir noch sehen, die ist immer ein Blickfang. Die Treppe runter und schon waren wir im West Village. Auch hier nette Häuser und Kneipen. Meine Leute waren jetzt so kaputt, dass weitere Fussmärsche überhaupt nicht mehr in Frage kamen. Es reichte nur noch für ein Stückchen durch Chelsea bis zur Subway Station an der 8 Ave./ 23 St. Von dort bis zum WTC und zurück nach Newark.

Das war der letzte Tag in New York und wir haben wieder viel gesehen, viel erlebt und viel Spass gehabt. Wir werden wohl erst wiederkommen, wenn das World Trade Center fertig ist.

Samstag, 29. September 2012

USA Ostküste 2012 29.09. - Tag 20



Samstag war Brückentag. Jetzt sagt Ihr vielleicht „Samstag ist doch sowieso frei“. Ja klar habe ich Samstag frei, ich habe immer frei. Aber heute waren die Brücken dran. New York hat viele davon, deswegen haben wir uns auf zwei konzentriert. Die bekannteste New Yorker Brücke ist die Brooklyn Bridge. Gleich daneben ist praktischerweise die Manhattan Bridge. Die beiden hatten wir uns vorgenommen und wollten die Skyline von Manhattan mal von der anderen Seite des East River sehen.

Mit der Path fuhren wir wieder zum World Trade Center. Was in der Woche an Berufstätigen in der Stadt unterwegs ist, gleichen die Touristen am Wochenende fast aus. Vom Bahnhof gingen wir zum Rathauspark mit seinem tollen Brunnen.

Durch den Park, über die Strasse, am Rathaus vorbei.

Schon waren wir auf der Brooklyn Bridge. Die ist schon ganz schön alt. Älter als der Hansi und ich, und das Liebchen vom Chauffeur und der Chauffeur zusammen. Deswegen muss die immer mal wieder repariert werden. Dieses Mal war die Seite von Manhattan dran. Meine Leute wollten zu Fuss rüber laufen, haben es auch gemacht. Ich habe mich zwischendurch bei einer netten Bauarbeiterin über den Fortschritt der Arbeiten informiert. Das fand sie ganz schön toll und wollte ein Foto mit mir machen. Wie Ihr wisst, kann ich den Mädels nichts abschlagen, also war Fototermin angesagt.

Die Brücke hat schon was, ein ganz tolles Ding. Der Hansi war auch ganz begeistert. Übrigens, den Hansi haben wir heute mal mehr in das Fotogeschäft eingebunden und er hat sich prima gemacht. Der ist ein echtes Naturtalent.

Dann waren wir auch schon drüben in Brooklyn. Dort war Fischtag, jedenfalls sah das so aus.

An diesem Wochenende war Kunstfestival am und im Brooklyn Bridge Park. Deswegen war auch viel los. Aber das fanden wir gar nicht so schlecht. Wenn nichts los gewesen wäre, hätte das ja überhaupt nicht zu New York gepasst. Nachdem wir die ersten Eindrücke gesammelt hatten, genossen wir in aller Ruhe die Skyline von Manhattan.

Der Hansi war ganz fertig von den ganzen Häusern direkt am Wasser. Da hat er allen Mut zusammen genommen und hat ein Foto von sich ganz alleine vor Manhattan machen lassen. Er ist ja ziemlich klein, aber da war er ganz gross.

Von dort konnten wir so viele Sachen sehen. Das neue Hochhaus am WTC, das Empire State Building, das Chrysler Building, um mal die bekanntesten zu nennen. Hinten, nett platziert auf ihrer eigenen Insel, streckte die Freiheitsstatue ihre Fackel in den Himmel. Bilder, die man nicht jeden Tag zu sehen bekommt.

Da Kunstfestival war, sind wir natürlich auch noch durch die Strassen gelaufen und haben uns das künstlerische Treiben angesehen. Alleine die alten Gebäude, meistens nicht mehr genutzte Lager- und Bürohäuser, waren den Abstecher wert. Es war zu erkennen, dass das Viertel wieder aufgemöbelt wird, einige neue Restaurants waren schon in Betrieb.

Dann waren wir auch schon fast an der Manhattan Bridge. Die hat ein bisschen Ähnlichkeit mit der Brooklyn Bridge. Die Türme sind aber nicht aus Stein, sonder aus Stahl. Ausserdem fährt die U-Bahn drüber, auf der Brooklyn Bridge nicht.

Am Ende unseres Rundganges haben wir uns entschlossen, mit der Fähre wieder zurück nach Manhattan zu fahren. Ein kurzes Vergnügen, wenn man zur Anlegestelle an der Wall Street fährt. Aber so kam ich wenigstens noch einmal auf ein Schiff.

Wieder an Land sind wir noch zum Castle Clinton gelaufen, haben uns dort umgesehen und der grünen Dame noch einen Gruss rüber gerufen. Sie hat sich zwar nichts anmerken lassen, aber ich glaube, sie hat sich gefreut. Der Himmel hatte sich nämlich auch noch ein tolles Lichtspiel einfallen lassen.

Wir waren mit unserem Ausflug aber immer noch nicht fertig. Noch ein kurzer Abstecher zum Bullen auf dem Broadway.

Oh, pardon. Da habe ich das falsche Foto erwischt. Die nette Polizistin war richtig lieb zu mir und hat gerne ein Foto mit mir gemacht. Nein, ich meinte den Börsenbullen, der da so rumsteht. Da kam es schon fast zu Ausschreitungen, weil sich jeder mit dem fotografieren lassen wollte, so wie ich auch. Weil ich nicht der Grösste bin, haben sich einfach welche vorgepfuscht, als ich eigentlich dran war. Da habe ich mich bei zwei Mädels eingeschleimt und schon lief der Laden.

Noch einmal rund um Trinity Church und St. Paul’s Chapel, dann waren wir reif für die Rückfahrt. Meine Leute hatten an diesem Tag drei Schuhgrössen zugelegt und waren rechtschaffen müde.

Freitag, 28. September 2012

USA Ostküste 2012 28.09. - Tag 19




Ich konnte mich gar nicht richtig auf das Schreiben kondensieren. Auf der Kreuzung vor unserem Hotel hatte es einen ordentlichen Bumms gegeben. Die Feuerwehr (meine Freunde mit den roten Autos) war schon mit einem Leiterwagen da, dann standen ein paar Krankenwagen rum und dauernd macht es huiuiui. Ich kann so nicht arbeiten!

Heute Morgen war alles ruhig und geordnet, bis auf das Wetter. Auf die Frösche hier kann man sich verlassen. Wenn die sagen „am Freitag regnet’s“, dann regnet es am Freitag. So kann man seinen Tag planen und böse Überraschungen vermeiden. Gleich neben unserem Hotel ist in 100 m Entfernung die Halle der New Jersey Devils. Da schlug dem Chauffeur als altem Eishockeyfan das Herzchen gleich höher.

Nun aber los nach Manhattan. Eigentlich wollten wir ins Guggenheim Museum, aber auf der Fahrt merkten wir, dass der Regen nachliess.  Also schnell umgeplant und durchgerauscht zum World Trade Center. Als wir aus dem Bahnhof raus wollten, regnete es  Katzen und Hunde. Aber nach fünf Minuten war es schon wieder vorbei. Da konnten wir uns endlich den neuen Turm ansehen. Der war schon ganz schön hoch und sah auch unvollendet toll aus.

Das war mal was fürs Auge, jetzt kam was für die Seele. In der St. Pauls’s Chapel stehen immer noch viele Exponate und Beileidsbekundungen. Jeden Tag um 12:30 Uhr findet ein gemeinsames Beten für den Frieden statt. Wer will macht mit, wer nicht, der lässt es sein. Nur leise soll er sein. Das hat uns dann doch etwas aufs Gemüt gedrückt. Toll fand ich, dass Stofftiere den Menschen damals geholfen haben. Da wusste ich mal wieder, warum es uns gibt.

Weil er gleich um die Ecke liegt, drangen wir nun in den Financial District ein. Da sass ein Typ auf einer Steinbank und hatte seinen Koffer geöffnet. In der einen Hand hatte er seinen aktuellen Kontoauszug, in der anderen Hand die Police zu seiner Lebensversicherung.

Hansi und ich haben noch mal alles mit ihm durchgerechnet, da war er wieder beruhigt und ging seiner Wege. Nun näherten wir uns Ground Zero und wollten uns die Grube ansehen. Da wir den Tag  ja anders geplant hatten, waren wir natürlich nicht für eine Besichtigung angemeldet. Ohne die ist da nichts zu machen. Also konnten wir nicht auf das Gelände, wollten aber zumindest von aussen ein paar Blicke erhaschen. Doch das geht leider auch nicht. Man ist viel zu weit weg und alles ist eingezäunt. Wir trösteten uns damit, dass wir uns das Ganze spätestens dann noch einmal anschauen, wenn es fertig ist. Eine tolle Gedenktafel, die mindesten 25 m lang ist, konnten wir dann aber doch noch sehen.

Jetzt ging es zur Börse. Ich wollte meine Bärentaler dort abgeben und fragen, ob sie mich zum Bärentalermillionär machen können. Aber an Bärentalern sind die nicht interessiert, die schreiben lieber Verluste mit US-Dollars, habe ich später gehört.

Also musste ich mit meinem Portemonnaie weiter ziehen. Wenn die meine Reichtümer nicht wollen, ich dränge mich nicht auf. Da bin ich doch lieber zu meinem Freund Georg gegangen. Der Herr Washington, den ich ja fast persönlich kennen gelernt hatte, war auch mal an der Wallstreet. Damals haben sie ihn hier zum ersten Präsidenten der USA ernannt.

Da war ein grosses Hallo angesagt und wir haben uns alle gefreut. Nachdem wir uns ein bisschen unterhalten hatten, wollten meine Leute weiter und ich wusste auch bald warum. Wir gingen zu Tiffany’s. Die haben nicht nur auf der 5th Avenue einen Laden (der, wo die Hepburn immer gefrühstückt hat), sondern auch hier einen.

Ich dachte mir, huschst Du doch mal schnell rein und bringst der Fine ein paar Klunker mit. Aber die wollten meine Bärentaler auch nicht annehmen. Erst war ich sauer, aber die nette Verkäuferin hat sich spontan in mich verliebt und da war ich wieder versöhnt.

 
Als wir aus dem Klunkerladen raus waren, fing es wieder an zu regnen. Gleich gegenüber ist  eine schöne Lobby, die für die Öffentlichkeit geöffnet ist, dort haben wir uns untergestellt. Wie das hier so üblich ist, gab es ein paar Fressbuden, also war Kaffee trinken angesagt.

Nach Regen kommt Sonne und so zogen wir weiter zum South Street Seaport. Hier ist der Pier 17, so eine Art Schiffsmuseum mit eingebauter Kirmes. Souvenirstände und Hotdog Karren, Restaurants und und und.

Das Schöne ist, dass dort in einer Ecke im zweiten Stock Liegestühle zur öffentlichen Benutzung stehen. Wenn man sich da drauf legt und die Augen offen lässt, kann man Brooklyn und die Brooklyn Bridge sehen. Das Treiben im Hafen war auch recht interessant, denn da ging es immer hin und her. Ein Containerschiffe, ein Kreuzfahrtschiff, ein Segelschiff, Schlepper und Wassertaxis, da war richtig was los.

Weiter hinten konnten wir die Fähre nach Staten Island sehen. Die hat so eine markante Farbe – irgendwie orange. Mit der kann man kostenlos fahren, also quasi eine Hafenrundfahrt für Lumpi.

Auf den Liegen haben wir uns alle eine ganze Weile ausgeruht und Kraft für die Rückfahrt getankt. Über die Fulton Street ging es zurück zum WTC. Die Fulton Street war vor acht Jahren an der Stelle total uninteressant. Jetzt sind hier viele Geschäfte und Restaurants. Sogar eine Braut habe ich gesehen, aber die hat sich nicht für mich interessiert, sie hatte sich ja schon anders entschieden.

Als wir am Ground Zero wieder ankamen, lag die Spitze des neuen Turmes in den Wolken, so schnell hatte sich das Wetter wieder geändert. Das sah ganz schön toll aus.


Doch genauso schnell war die Spitze wieder aus den Wolken raus, die verzogen sich und wir konnten der Sonne zugucken, wie sie versuchte, sich hinter einem der Türme zu verstecken. Wir haben sie trotzdem entdeckt.


Nun ging es wieder zurück nach Newark. Die Strecke war viel kürzer als am Vortag, wir brauchten nur eine halbe Stunde. So ging unser zweiter Obsttag ruhig und entspannt zu ende.